Kongregationalismus

Kongregationalismus
Kongregationalịsmus
 
der, -, aus dem englischen Puritanismus hervorgegangene, theologisch dem Kalvinismus verpflichtete religiöse Bewegung. Im Gegensatz zur Kirche von England ist der Kongregationalismus vom Staat unabhängig und lehnt eine episkopale oder presbyteriale Kirchenverfassung ab. Maßgebliches Strukturelement ist die Einzelgemeinde (englisch congregation). Allein Jesus Christus wird als »Bischof« anerkannt; im Sinne eines strengen Biblizismus gilt »Gottes Wort« als höchste Norm. In Gottesdienst und Lehre sind die Gemeinden, die in nationalen Synoden vereinigt sind, selbstständig und unabhängig. Der 1891 gegründete internationale kongregationistische Weltrat (»International Congregational Council«, ICC) vereinigte sich 1970 mit dem Reformierten Weltbund.
 
Der Kongregationalismus geht zurück auf R. Browne, der aus Protest gegen den Episkopalismus der Kirche von England 1580 in Norwich eine kirchenfreie Gemeinde gründete. Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden aus der kongregationistischen Bewegung die Baptisten, die sich durch ihr Taufverständnis vom Kongregationalismus abgrenzten. Englische Flüchtlinge, die u. a. mit der »Mayflower« (1620) nach Amerika gekommen waren, legten die Grundlagen für den nordamerikanischen Kongregationalismus; mit der Harvard University entstand in Cambridge (Massachusetts) 1636 die erste theologische Bildungsstätte des Kongregationalismus. Der von den Kongregationalisten konsequent vertretene Grundsatz der im Willen Gottes begründeten Gleichberechtigung aller Menschen und die demokratische Verfassung ihrer Gemeinden prägten entscheidend die amerikanische politische Kultur. Theologisch folgt der nordamerikanische Kongregationalismus der 1648 formulierten »Cambridge Platform«; der englische Kongregationalismus, der sich v. a. unter O. Cromwell entfaltete, der 1658 verabschiedeten »Declaration of faith and order«; beide orientiert an der Westminster Confession. - Heute sind Kongregationalisten (auch als Independenten bezeichnet) v. a. in den USA und in Großbritannien vertreten, außerdem in Südafrika, Kanada und Neuseeland.
 
 
Der K., hg. v. N. Goodall (a. d. Engl., 1973).

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Kon|gre|ga|ti|o|na|lịs|mus, der; - [engl. congregationalism; nach der Selbstverwaltung durch die „Versammlung“ der Kirchengemeindemitglieder]: reformiert-kalvinistische religiöse Bewegung in England u. Amerika, die eine übergeordnete Kirchenstruktur ablehnt.

Universal-Lexikon. 2012.

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